Das serienmäßig am Trabant verbaute elektronische Zündsteuerteil verwendet einen festen
Schießwinkel von 180 Grad. Das bedeutet, das jede Zündspule - unabhängig von der Motordrehzahl -
stets eine halbe Kurbelwellendrehung vom Strom durchflossen wird. Je höher die Drehzahl des
Motors ist, um so kürzer ist jedoch die Dauer dieser halben Kurbeldrehungen, sprich die Zeit,
welche der Zündspule zum Aufbau des Magnetfeldes zur Verfügung steht, ehe diese ihre gespeicherte
Energie wieder über die Zündkerze abgeben muss.
Die Induktivität der Zündspulen wurde vom Hersteller so gewählt, dass auch bei maximaler
Drehzahl des Serienmotors noch ausreichend Zündenergie zur Verfügung steht. Daraus ergibt sich
umgekehrt, dass bei niedrigen Drehzahlen die Zündspulen länger vom Strom durchflossen sind,
wie es zum Aufbau des Magnetfeldes eigentlich notwendig ist.
Das folgende Bild zeigt ein Zündoszillogramm, welches bei einer Motordrehzahl von
ca. 1500 U/min aufgenommen wurde. Die obere (gelbe) Kennlinie bildet das Steuersignal des
Zündgebers ab. Die untere (grüne) Kennlinie zeigt den Stromverlauf durch eine Zündspule.
Das von den beiden blauen und roten Linien eingerahmte Rechteck repräsentiert mit seiner Fläche
die Gesamtenergie, welche die Zündspule bei einem Zündvorgang aufnimmt. Diese Energiemenge setzt
sich einerseits aus der benötigten Zündenergie (Ez) und der Wärmeenergie (Ew) zusammen.
Ew ist der Teil der Energie, welcher nicht dem Zündfunken zugute kommt, sondern lediglich
für eine (ungewünschte) Erwärmung der Zündspulen sorgt.
Auch ist im Bild zu erkennen, das der rechte Teil des Rechtecks praktisch keinen Beitrag mehr zur
Versorgung mit Zündenergie leistet, sondern lediglich die Spule erwärmt. Hier setzt das Prinzip der
prozessorgesteuerten Ladezeitbegrenzung an. Indem der Einschaltmoment der Zündspule so lange verzögert
wird, dass dieser erst kurz vor dem eigentlichen Zündmoment liegt, wird nur noch der Teil links der
purpurfarbenen, gestrichelten Linie wirksam.
Im Beispiel läßt sich damit die Leistungsaufnahme der Zündspulen (und somit ihre Erwärmung) um rund
die Hälfte reduzieren, ohne das hierdurch ein Verlust an Zündenergie eintritt - im Gegenteil! Denn die
nun kühlere Zündspule besitzt einen geringeren ohmschen Primärwiderstand, was den für den Aufbau der
Zündenergie wichtigen induktiven Anteil erhöht und somit die Nebenschlussempfindlichkeit der
Hochspannungsseite senkt.
Neben dem verringerten Energiebedarf ist aufgrund der geringeren Spulentemperatur im Betrieb auch
eine Erhöhung der Zündspulenlebensdauer zu erwarten. Die Trabitronic-Motorsteuergeräte unterstützen die
Ladezeitbegrenzung ab Firmware 3.1, mit der allen aktuellen Steuergeräten ausgestattet sind. Eine
Nachrüstung ist für alle Trabitronic-Steuergeräte mit Firmware 2.x oder höher möglich.
Für eine Aufrüstung in Frage kommende Steuergeräte ohne Diagnoseanschluss lassen sich daran erkennen, dass
bei diesen die Grundeinstellung des Gerberteils auf 9,5mm v.OT (und nicht wie früher auf 8mm v.OT) erfolgen
muss und die Leiterplatte eine grüne Farbe besitzt. Steuergeräte mit einer blauen Leiterplatte verfügen
bereits über eine Ladezeitbegrenzung.