MBZA-2HR, Ausführung R
(Rennsportausführung)

Die Rennsportausführung "R" des Motorsteuergerätes MBZA-2HR wurde in enger Kooperation mit mehreren aktiven Rallyeteams auf der Basis moderner elektronischer Bauelemente für die speziellen Belange des Trabantrennsports entwickelt.

Seine Hauptfunktion ist die Realisierung einer frei programmierbaren dynamischen Zündwinkelverstellung auf Basis sogenannter Vollastkennlinien, welche sich über die vorhandene Diagnoseschnittstelle individuell anpassen lassen. Darüber hinaus bietet es eine ganze Reihe von speziell auf den Rennsporteinsatz abgestimmten Zusatzfunktionen:

• Umschaltung zwischen 2 alternativen Zündkennlinien während der Fahrt
• getrennte Zündwinkeltabellen für die Zylinder 1 und 2 (komplett unterschiedliche Kurvenformen) sind möglich
• Ausgang für Trabant-Normalzündspulen und Kompaktzündmodule, welche eine besondere digitale Ansteuerung benötigen.
• Steuerung einer Kraftstoffpumpe oder eines Kraftstoffabsperrventils (Magnetventil) incl. Vordruckfunktion und Crashabschaltung
• 2 programmierbare Schaltausgänge, welche sich beispielsweise für eine MIL, den Anschluss eines 2- oder 4-Takt Drehzahlmessers (softwareseitig umschaltbar) oder die elektrisch gesteuerte Powerjetfunktion moderner Vergaser nutzen lassen

Details:

Zündwinkeltabellen: Die Auflösung der Zündwinkeltabelle wurde im Vergleich zur Vorgängerversion im oberen Drehzahlbereich deutlich verfeinert, so dass eine wesentlich bessere Abstimmung auf Resonanzauspuffanlagen möglich wird. Es existieren keinerlei Restriktionen hinsichtlich der Zündwinkelverstellrichtung in den aufeinanderfolgenden Drehzahlbändern. D.h., der in einem Tabelleneintrag für ein bestimmtes Drehzahlband festgelegte Zündwinkel darf sowohl größer, kleiner als auch identisch zu seinem Vorgänger und Nachfolger ausfallen.

Es stehen 2 alternative, unabhängige Zündwinkeltabellen zur Verfügung, zwischen denen sich auch während der Fahrt jederzeit umschalten läßt. Alternativ können die beiden Zündwinkeltabellen genutzt werden, um Zylinder 1 und 2 mit volkommen getrennten Zündkurven zu versorgen, was bei unterschiedlichen Resonanzdrehzahlen der Abgasanlage und/oder Ansauganlage sinnvoll sein kann. Der vorhandene Schalteingang wirkt in diesem Betriebsmodus wie bisher als Offsetschalter: Man kann damit beide Zündkurven gleichermassen um einen zuvor über die Diagnoseschnittstelle vorgegebenen Wert in Richtung OT verschieben, um so z.B. auf plötzlich einsetzendes Motorklingeln zu reagieren.

Da die Kraftstoffversorgung im Rennsport häufig über Pumpen und/oder elektrische Absperrventile erfolgt, besitzt das Motorsteuergerät einen speziell dafür reservierten Ausgang. Dieser sorgt für einen intelligenten Umgang mit der Benzinzuleitung und schützt dadurch nicht zuletzt auch die Insassen des Fahrzeuges.

Vordruckfunktion: Nach dem Einschalten der Zündung wird noch vor dem Betätigen des Anlassers die Kraftstoffversorgung für eine festlegbare Zeitspanne freigegeben, damit dem Motor möglichst rasch eine ausreichende Benzinmenge zur Verfügung steht. Wird der Motor nach dem Einschalten der Zündung nicht innerhalb der vorgegebenen Zeitspanne gestartet, so unterbricht das Steuergerät die Kraftstoffversorgung aus Sicherheitsgründen automatisch. Erst wenn später tatsächlich gestartet wird, gibt das Motormanagement die Benzinzuleitung wieder frei.

Crashabschaltung: Bei vielen bisher gebräuchlichen Lösungen, wurde die Kraftstoffversorgung allein über das Ein- und Ausschalten der Zündung gesteuert. Nachteilig ist hierbei, dass im Falle eines Crashs die Benzinpumpe durch den Fahrer mit dem Zündschlüssel abgestellt werden muss, was jedoch ein gewisses Sicherheitsrisiko darstellt, sollten die Insassen nicht schnell genug auf die möglicherweise entstehende Brandgefahr reagieren (können).

Aus diesem Grund haben wird der MBZA einen Automatismus spendiert, der den Schutz für Fahrzeug und Insassen verbessert. Kommt es bei noch eingeschalteter Zündung (Unfall, abgerissene Benzinleitung) zu einem Stillstand des Motors, so unterbricht das Steuergerät umgehend und ohne Zutun des Fahrzeugführers die Kraftstoffversorgung.

Zündspulen: Neben den am Trabant serienmäßig verwendeten 12V Normalzündspulen (Typ 8352.101/6) besitzt die neue Rennsportausführung der MBZA auch einen separaten Ausgang zur Ansteuerung sog. "Kompaktzündmodule". Im Gegensatz zu den normalen Topfzündspulen besitzen diese 3 überzeugende Vorteile:

• Mehr als doppelte Zündspannung. Selbst bei rel. ungünstigen Gemischzusammensetzungen (z.B. im unteren Drehzahlbereich) ist noch eine hohe Zündsicherheit gegeben. Auch läßt sich der Elektrodenabstand erhöhen, was eine bessere Entzündung des Kraftstoff-Luftgemisches im Zylinder und oft auch eine Verringerung der Klingelneigung zur Folge hat.
• Kürzere Ladezeit. Während die Funkenleistung üblicher Topfzündspulen ab einer Drehzahl von ca. 5500 U/min massiv einbricht, liefern Kompaktzündmodule mit ihrer um etwa 70% geringeren Magnetisierungszeit auch bei Drehzahlen weit über 8000 U/min noch eine ausreichende Zündenergie.
• Intelligente Stromsteuerung. Zur Begrenzung der Leistungsaufnahme sind die von uns empfohlenen Kompaktzündmodule mit einer integrierten Steuerung des Primärstomes ausgerüstet. Diese sorgt dafür, dass die Module nicht mehr Energie aufnehmen, als für den jeweiligen Zündvorgang tatsächlich benötigt wird. Da diese Steuerung drehzahlabhängig erfolgt, wird eine optimale Zündenergieversorgung unter sämtlichen Betriebsbedingugen sichergestellt. Die manuelle Konfiguration eines "Schliesswinkels" ist somit überflüssig.

Schaltausgänge: Der bei dieser MBZA-Variante weiterhin vorhandene digitale Schaltausgang läßt sich ebenfalls individuell anpassen: Während der 1. Schaltkanal funktionsprogrammierbar ist und alternativ den Anschluß einer Fehlerspeicherkontrolleuchte ("MIL") bzw. eines 2- oder 4-Taktdrehzahlmessers* ermöglicht, kann für den 2. Kanal zwischen 4 verschiedenen Schaltcharakteristika gewählt und dazu ggf. die entsprechenden Drehzahlbänder festgelegt werden. Folgende Funktionen stehen für Kanal 2 zur Verfügung:

Für die Nutzung der Schaltausgänge wird zusätzlich das 2-Kanal-Schaltmodul "SI-2" benötigt, welches ein elektronisches Relais auf der Basis zweier MOSFET-Endstufen realisiert. Mit diesem können Ströme bis zu 6,5A dauerhaft (16A kurzzeitig) geschalten werden. Es läßt sich über den vorhandenen Steckverbinder schnell und problemlos mit dem Motorsteuergerät verbinden. Der Leistungsteil bleibt dabei galvanisch vom Motorsteuergerät getrennt, was eine hohe Funktionssicherheit und umfassenden Schutz der Elektronik garantiert.

Die individuelle Programmierung des Motorsteuergerätes erfolgt mit der kostenlosen Diagnosesofteware "TTRCom" über das auch schon bei anderen MBZA-Ausführungen verwendete Diagnoseinterface "DI-2S". Die Anzahl der möglichen Zündkurven ist dabei praktisch unbegrenzt, da sich diese in Form einer einfachen ASCII-Datei auf dem PC vorbereiten und bei Bedarf sehr schnell in das Motorsteuergerät übertragen lassen (die Dauer einer Datenübertragung beträgt dabei deutlich weniger als eine Minute).

Für die komfortable Offline-Bearbeitung von Zündkurven finden Sie im Downloadbereich der Homepage sowie auf der dem Steuergerät beiliegenden CD-ROM auch einen kostenlosen Tabelleneditor mit graphischer Oberfläche: